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Praktikumsberichte

Praktikumsbericht: Austrian Study Centre for Peace and Conflict Resolution (ASPR)

Wenn man im Internet nach dem Austrian Study Centre for Peace and Conflict Resolution sucht, ist man erstmal leicht verwirrt: was hat denn jetzt die Friedensburg damit zu tun, bzw. was ist das Österreichische Studienzentrum für Friedens- und Konfliktforschung? Um diese Verwirrung aufzuklären: alle Namen beschreiben die gleiche Organisation. Das Kelman-Institut und das ASPR kooperieren, gehören aber nicht zusammen. Die Organisation liegt hauptsächlich in Stadtschlaining, einem (sehr) kleinen Ort im Burgenland, Österreich, hat allerdings auch einen kleinen Standort in Wien.

Aufgrund und trotz der Größe des Ortes zeichnet sich das Institut durch enge Zusammenarbeit, Intellektualität und Internationalität aus. Ich habe von September bis Dezember 2017 ein Volontariat am ASPR absolviert. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich im siebten Psychologie-Bachelorsemester und hatte dementsprechend meinen Bachelor fast beendet. Meine Bewerbung war initiativ, mittlerweile schreibt das ASPR Praktikumsstellen aus und bittet darum, sich nur auf diese zu bewerben. Die Mindestdauer eines Praktikums sind drei Monate. Für seine Arbeit wird man mit 400€ monatlich entschädigt. Zudem kann man im ehemaligen Studentenwohnheim des ASPR untergebracht werden, in dem man, neben einem eigenen Zimmer mit Bad, Zugang zu einer großen Küche erhält.

Das ASPR führt eigenständige Konfliktmediationsprojekte durch, sowie gemeinsame Projekte mit anderen Organisationen. Weitergehend finden auf der Burg Konferenzen zahlreicher internationaler Organisation wie unter anderem der UN, der EU oder der OSZE statt. Ein weiterer großer Bereich ist das International Civilian Peacekeeping und Peacebuilding Training Programme (IPT), das mehrfach im Jahr vom ASPR für Menschen angeboten wird, die überall auf der Welt im Bereich Peacekeeping und Peacebuilding arbeiten. Das Projekt EU Aid Volunteers bereitet Freiwillige aus der EU auf Auslandseinsätze vor. Seit Jahrzehnten bietet das ASPR Projekte im Bereich der Friedenserziehung an. Schulklassen besuchen einige Tage die Burg und lernen spielerisch Gruppenzusammenhalt, Konfliktlösung, Kommunikationsstrategien und den Umgang mit Mobbing. Zudem unterhält das Institut ein Friedensmuseum, eine geschichtsträchtige und interessante Friedensbibliothek, ein Hotel und das ehemalige Studentenwohnheim.

Das Aufgabenfeld der Praktikantinnen und Praktikanten ist ebenso divers wie die Angebote des Instituts. In Zusammenarbeit mit der Direktorin des Instituts, Mag. Gudrun Kramer, und meinem direkten Vorgesetzten, Jakob Fürst, erarbeitete ich eine Dokumentation der vorherigen Sommerakademie und unterstütze sie bei dem Verfassen von Projektanträgen und der Vorbereitung von Konferenzen im Konfliktmediationsbereich. Des Weiteren entwickelte ich mit Kollegen ein Kursmanual des „Humanitarian Assistance in West Africa“-Kurs und unterstütze die Planung eines „EU Aid Volunteers“-Trainingmoduls und der Sommerakademie 2018. Mit einer Kollegin führte ich zweimal das Friedenswochen-Trainingsprogramm für Jugendliche durch. Im Verlauf der drei Monate nahm ich an zahlreichen Konferenzen teil, wie der State of Peacebuilding-Konferenz und der 3C-Konferenz, einer interministeriellen Konferenz unter Beteiligung von vor allem Verteidigungs-, Außen-, Innenministerium und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Einen Monat des Praktikums verbrachte ich mit der Planung, Unterstützung und vor allem Teilnahme an zwei IPTs. Ich erhielt die großartige Gelegenheit, am Grundkurs sowie am Spezialisierungskurs zu Menschenrechten teilzunehmen. Im Rahmen dieser Kurse lernte ich fantastische Menschen aus der ganzen Welt kennen, erhielt Informationen zu der Arbeit von internationalen Organisationen und NGOs in Krisengebieten und entwickelte erforderte Kompetenzen für die Arbeit in diesem Feld. In Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung entwickelte ich eine MitarbeiterInnenbefragung am ASPR, die ich auch durchführte und in Zusammenarbeit mit einem Mediator auswertete.

Die Aufgaben, die ich bearbeitete waren abwechslungsreich und kurzweilig. Das Team hat mich unglaublich herzlich aufgenommen und unterstützt. Meine Kolleginnen und Kollegen waren geduldig und ich konnte immens von ihrem Wissen und ihren Kompetenzen profitieren. Insbesondere die Teilnahme an den Kursen war spannend, intensiv und von dem engen Kontakt mit faszinierenden Menschen geprägt.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass zum aktuellen Zeitpunkt (Juni, 2018) keine Psychologin/kein Psychologe am Institut arbeitet, falls Sie eine Bewerbung für ein Pflichtpraktikum erwägen, in dem dies eine Voraussetzung ist. Dennoch sind psychologische Kenntnisse und Kompetenzen erwünscht und werden auch gefördert. Man sollte sich bewusst sein, dass es sich um einen wirklich kleinen Ort handelt, der ohne Auto schlecht an die nächsten größeren Orte und Städte angebunden ist. Durch die TeilnehmerInnen der Trainingsprogramme ist der kleine Ort jedoch oft belebt und von einem internationalen Flair erfüllt.

Nicht zuletzt wegen des Teams habe ich das Praktikum sehr gerne am ASPR absolviert und viele tolle Erfahrungen gemacht. Insbesondere für die (sehr empfehlenswerten) Sommerakademien werde ich hoffentlich immer wieder zurückkehren. Bei weiteren Fragen können Sie mich gerne unter jgratzel@outlook.de kontaktieren.

Johanna Gratzel

Aachen, den 11.06.2018